Das Eröffnungsstück “Wahrscheinlich hört’s wieder kein Schwein” sollte sich “nicht wirklich” bewahrheiten, denn in der Szene schnalzten Kenner damals mit der Zunge, dieser funky Fusion-Jazz war schon etwas Besonderes gewesen. Auch wenn man ihn jetzt nach rund 30 Jahren wieder mal auf’m Plattenteller hat. Die sechs Musiker, die sich hier auf “Moon You” austoben, gehörten zur musizierenden Elite in Deutschland.
Ich hatte damals kurz nach Veröffentlichung der Platte die Ehre, Munju live im Würzburger Szene-Lokal (eigentlich war es eher ein Hippie-Studenten-Schuppen) “Holzwurm” (weil die Lokalität eine Holz-Baracke war, eine ehemalige Vereinsgaststätte des in der Nähe ansässigen Fußballvereins) zu erleben und führte nach dem Konzert ein etwa 1stündiges Interview in den Hinterräumen des Lokals. Das Gespräch habe ich damals aufgezeichnet auf einem kleinen billigen Cassettenrecorder, ich muss dieses Tape wieder einmal suchen (ich habe ungefähr 20.000 Cassetten in mehreren riesigen Kisten) und dann stelle ich das Interview mal online. Ist bestimmt für Nostalgiker heute noch sehr interessant.
Nach einem Querflöten-Solo geht s dann über in das ambiente “Feel So Blue Without You” - aber auch hier dominieren die Fusion-Elemente. Tolle intensive aber auch gleichzeitig wunderbar melodiös gespielte Leadgitarre von Dieter Kaudel. Er verliert sich richtig in den Weiten seiner solistischen Fähigkeiten, wechselt sehr geschmackvoll zwischen Yin und Yang (hier: laut und leise) und die Musiker der Band haben auch ihren Spass, denn sie entfachen im Hintergrund zu Kaudel’s Spiel ein Feuerwerk. Leider wird das Stück dann nach 7 Minuten ausgeblendet.
Ganz stark in Richtung Stanley Clarke/Larry Coryell/Return To Forever geht das die erste Seite abschließende “Ixthuluh (lässig und leiwand)”. Hier ist Jürgen Benz mit seinem Alto- Saxophon ganz stark in Bewegung. Alex Gründwald brilliert als Gast der LP mit tollem latin- jazzigen Piano - über einen chilligen Mittelteil spielt er ein laidback-relaxtes traumhaft schönes Solo und wenn sich alle wieder treffen, fliegt sein Solo weiter und trägt den Hörer in eine psychedelische rockjazzige Trance-Ebene. Hammergeiles Stück!
Ein instrumentales “Moon You I” ist die Überleitung in “Amerika 2000”. Piano- Licks und Bassgitarren-Akkorde bilden den Auftakt, bevor die Jagd losgeht. Man fühlt sich wie auf einer schnellen Durchreise durch die 51 Staaten von Amerika. Free Latin-Jazz par excellence! Miles Davis hätte (oder hat wahrscheinlich sogar) seine helle Freude gehabt. Ab Minute 3 spielt Wolfgang Salomon einen dicken phätten Bass-Riff, der sich noch heute nach 30 Jahren groovy, funky und frisch anhört.
Er hat dann auch die Ehre, das nachfolgende “Vamos Ramos” mit einem Bass- Solo, in dem er Flagoletttöne (für die Fachleute: Artificial Harmonics) einstreut, auf zu takten. Damals wurde übrigens gesanxtechnisch (hier ganz kurz zu hören beim Beginn des Stücks - ansonsten ist es eine rein instrumentale Scheibe) schon eine Art Vocoder eingesetzt. Und dann geht es so richtig ab: Ein 10minütiger langer Latin-Jazz-Jam, bei dem alle Beteiligten Gelegenheit haben, sich aus zu zeichnen. Erwähnenswert dabei vor allem Dieter Kaudel mit super (mit den Fingern “gezupftem”) Solo auf der akustischen Gitarre.
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