Es ist das neue Album einer Band aus Trier, die seit einigen Jahren deutschlandweit als MENSCHENFRESSER unterwegs ist. Vor 1 ½ Jahren hatte ich bereits das „Moorgott“ Album der Band im Player – jetzt gibt es den Nachfolger. Nach dem 2009er Debut bin ich jetzt natürlich auch gespannt auf diesen menschenfressenden Horror Metal, den Dr. Stehle, Holly und Knegge spielen.
Mit „spinettigem“ Georgel und einer flüsternden Stimme startet die Reise in die Schattenwelt des Trios: „Sie leben hinter dem Hügel – niemand hat sie je gesehen – man erzählt sich, sie schmücken sich mit Knochen – sie seien sehr entstellt“. Dann kommt der Titelsong “Menschenfresser” – ein cooles Thrash Metal Gewitter, das mit den furchterregenden Growls von „Schlachtzeuger“ Holly geschmückt wird und noch getoppt wird von einer ziegenmeckernden Stimme, die dem Chef der Unterwelt höxtpersönlich zu gehören scheint. „Wir wecken Eure Toten – wir lassen sie auferstehn!“ droht die Stimme und „Ihr werdet alle sterben – wir stürzen Euch ins Verderben!“ – der perfekte Soundtrack für deutsche Geisterbahnen!
Die „Totenmacht“ geht noch eine Sequenz tiefer, das Stück ist ein ultraschweres Doom-Riff-Monster, das jeden „Sabbath“ Fan begeistern dürfte. Erinnert irgendwo auch an „Six Feet Under“ und die Stimme von Chris Barnes. Hier gibt es den einen ersten kurzen Gitarrensolo von Knegge. „Das andere ich“ führt den Zuhörer inmitten die Hochzeitsfeierlichkeiten eines Menschenfressers mit einer seiner Auserwählten: „Hallo, Kleines! Dein Brautkleid steht Dir so gut! In meinem dröhnt kochendes Blut! - Heute ist unsere Hochzeitsnacht –Mein krankes Hirn – es schreit nach Fleisch!“ – halt das übliche Liebesgeflüster, das sich jede ordentliche Braut von ihrem Lover wünscht.
Klassischen Old School Thrash Metal bringt die menschenfressende Boy Group aus Trier in „Köpfe werden rollen“ – der Song kann als deutschsprachige Ausgabe des „Judas Priest“-Klassikers „Some Heads Are Gonna Roll“ betrachtet werden, auch wenn hier der Chefvokalist vier Oktaven tiefer grölt aus Senior Halford.
Donnerndes Headbanger-Futter gibt’s im familienfreundlichen „Inzest“ – ein starker Party-Klopps für die Biker-Dance-Party mit krachenden 139,8 beets in der Minute. Eines der Album-Highlights ist das humorvolle „Esst Mich“ mit zahlreichen Breaks, die zum einen für höheren Blutdruck sorgen und zum anderen zeigen, dass die Musiker nach dem „Moorgott“-Debüt sogar noch eine gehörige Schaufel an musikalischer Qualität draufgelegt haben. „Mein Körper wird sehr liebevoll zerlegt - mein Fleisch in zarte Scheiben....“ Ob Shouter Holly da an die Mutanten im vierten Teil von „Wrong Turn“ gedacht hat, die dort im Keller des stillgelegten Sanatoriums ein menschliches Fondue abhalten? In Deutschland haben die Verantwortlichen der FSK natürlich bereits angefangen, ein paar filmische Meter vom Zelluloid zu fressen, wie sonst ist es zu erklären, dass der Film so dermassen gekürzt ist?
Herrlich auch, wie der Vokalist im blubbernden Wasserbett-Monster „10.000 Teile“ in unerforschte tiefste Sphären seiner Kehle hinuntertaucht, um DEN einen gutturalen Growl zu aktivieren. Vielleicht bewirbt er sich für eine Rolle im dritten Teil der Höhlen-Horror-Filmreihe „The Descent“, wenn es denn jemals einen geben sollte? Aber vielleicht hat er ja schon im ersten Teil mitgespielt? Am Ende gibt es das wuchtige Instrumental „Tanz der Vampire“, das ich mir durchaus auch mit einem knallharten Electro Remix vorstellen könnte – die Frage bleibt noch, wer das Phantom der Oper war, das hier die Orgel gespielt hat. In den Liner Notes gibt es leider keine Infos dazu.
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